Regenwurm
Einen besseren Untermieter im Garten als den Regenwurm, kann man sich kaum wünschen.
Einen besseren Untermieter im Garten als den Regenwurm, kann man sich kaum wünschen.
Er gräbt freiwillig um, kompostiert Laub und mit seinem nährstoffreichen Kot düngt er den Garten. Das stetige Graben lockert und belüftet den Boden, und befördert wertvolle Nährstoffe von unten nach oben. Ein Boden mit vielen Regenwurmgängen saugt Nässe auf, wie ein Schwamm. Pflanzenwurzeln und wichtige Bodenorganismen haben es in einem lockeren Boden leichter.
In Österreich leben über 50 verschiedene Regenwurmarten. Am bekanntesten sind bei uns der Tauwurm und der Kompostwurm. Der Tauwurm lebt in Gärten, Wiesen und Obstanlagen. Dieser ist zwischen 12 und 30 Zentimeter lang. Man erkennt ihn an seinem rötlich gefärbten Vorderende und seinem blassen Hinterteil. Er durchwühlt den Boden sehr intensiv und gräbt bis zu 3 Meter tiefe Gänge. Der Kompost- oder Mistwurm ist mit 4 bis 14 Zentimetern Länge etwas kleiner als der Tauwurm. Sein Körper ist rot mit gelblichen Ringen. Und sein Name ist Programm – er kommt fast ausschließlich im Komposthaufen vor. Ihm haben wir es zu verdanken, wenn aus Küchenabfällen fruchtbare Erde wird.
Der Kot der Würmer ist Teil des Naturkreislaufes, und wurde im Laufe der Evolution von Mutter Erde entwickelt. Pflanzen lieben diesen Regenwurmhumus, da sie ihn seit Millionen von Jahren kennen und nutzen. Studien ergaben, dass der Regenwurmhumus 5 mal wirksamer ist, als vergleichbarer Dünger. Auf ganz natürliche Art wirkt er sanft und vielfältig. Mittlerweile gibt es Regenwurmhumus im Fachhandel zu kaufen. Ebenso können Gartenliebhaber ihren Garten mit zugekauften Regenwürmern bereichern.
In der Volksmeinung ist die Vorstellung fest verankert, dass sich aus einem in der Mitte getrennten Regenwurm, zwei neue entwickeln. Doch wer kann schon mit seinem Hinterteil fressen? Tatsache ist: nur das vordere Ende mit den lebenswichtigen Organen lebt weiter, vorausgesetzt der Darm ist noch lang genug. Das hintere Ende kann nachwachsen, wird aber nicht mehr so dick wie das Vorderende. Trotz dieser Regenerationsfähigkeit findet man solche Regenwürmer nur selten. Oft ziehen sich jedoch die verletzten Tierchen durch die Wunde eine tödliche Infektion durch Pilze oder Bakterien zu.
Und er hat sein Geheimnis den Regenwürmern anvertraut. Im 16. Jahrhundert hieß der Regenwurm noch „reger Wurm“, weil er ständig frisst und arbeitet. Sein Name stammt also von dieser regen Tätigkeit. Mit dem Regen hat der Wurm nichts am Hut, ganz im Gegenteil. Regen endet für ihn häufig tödlich. Die Vibrationen der Regentropfen locken ihn an die Oberfläche, und dort erwarten den Nichtschwimmer tiefe Pfützen, zerstörerische UV Strahlen oder hungrige Amseln. Die fleißigen aber lichtscheuen Gesellen sind nämlich blind, taub und stumm. Armer Wurm!
Text: Herbert König | Fotos: Herbert König / pixabay