Der Hase und die Eier
Seit Jahrhunderten verbinden wir Ostern mit einer Reihe von Symbolen und Bräuchen. Allgegenwärtig ist die beliebte Kombination von Hase und Ei im Osternest. Für viele war immer klar, dass der Osterhase die bunten Eier bringt. Woher er diese hat und wie er überhaupt zum „Eierboten“ wurde, ist bis heute nicht restlos geklärt. Nach dem Winter erweitern die Hasen ihre Futtersuche in die Gärten der Menschen. Könnte gut sein, dass ihm deswegen das Verstecken der Eier angedichtet wurde.

Eier legen – Eier färben
Die Eier selbst stellten schon vor dem Christentum ein Symbol des neuen Lebens und der Fruchtbarkeit dar. Der Beginn des Eierlegens der Vögel und Hennen war ein Zeichen, dass der Frühling einzieht. Das Ei war ein kostbares Gut, das es im Winter selten gab. Eine Geste der Zuneigung und Wertschätzung war es, wenn man im Frühling Eier verschenkte. Angeblich gab es eine Zeit, wo das Verschenken von Eiern verboten war und bestraft wurde. Deswegen wurden die Eier nicht persönlich übergeben, sondern am Feld versteckt. Familie und Freunde mussten diese dann suchen gehen. Vielleicht ist das Eiersuchen so entstanden? Durch Kochen wurden die Eier länger haltbar gemacht. Und das Eierfärben ist schon seit dem Mittelalter bekannt. Damals vorwiegend in der Farbe rot.
Osterlamm
Der direkte christliche Bezug zum Osterlamm ist unumstritten. In den biblischen Schriften ist das Lamm der Inbegriff des Lebens. Seine Verwertbarkeit war schon damals sehr vielseitig. Es bot Nahrung, Kleidung und Material für Trommeln, Horn und Saiteninstrumente. Heutzutage bevorzugen die meisten zum Glück die süße Variante, das Osterlamm aus Kuchenteig.
Pinzen
Aus Germ- oder Hefeteig wird auch die bekannte Osterpinze hergestellt. Traditionell wird dieses Gebäck nur in der Vorosterzeit produziert. Übrig gebliebene Pinzen verarbeitet man nach Ostern zu Pofesen, Scheiterhaufen oder ähnlichen Semmelspeisen.
Osterstrauch
Auch Pflanzen sind fest in die Osterbräuche integriert. Bei der Palmprozession am Palmsonntag werden gebundene Palmzweige auch Palmbuschen genannt, geweiht. Ganz ohne biblischen Hintergrund fand der Osterstrauch in unseren Haushalten Einzug. Traditionell werden Zweige aus Weidenkätzchen, Kirschen oder Forsythien mehrere Tage vor Ostern abgeschnitten und geschmückt. Mit bunten Eiern und Osterschmuck behangen, bringen sie den Frühling in die Wohnräume.
Ratschen
Ein immer noch weit verbreiteter Brauch in Österreich ist das Ratschen. Mit unüberhörbaren Holzinstrumenten ziehen die Ratschenkinder durch den Ort. Sie ersetzen von Gründonnerstag bis Karsamstag das Geläut der Kirchenglocken. Einer Legende zufolge „flogen“ die Glocken in dieser Zeit nach Rom. Die Ratschenkinder zeigen die alten Gebetszeiten an, wecken den Frühling auf und vertreiben gleichzeitig böse Geister.
Osterfeuer
Ein weiterer Willkommensgruß für den Frühling ist das Osterfeuer. Schon früher wurde den Flammen eine erneuernde Kraft zugeschrieben. Die Wärme sollte dem Winter mal richtig einheizen, um ihn endgültig zu verteiben. Für das Christentum symbolisiert das Feuer die Freude über die Auferstehung Jesu. An den Feuern der Osternacht wird die Osterkerze entzündet und in die noch dunkle Kirche gebracht.
Osterkrippen
Sie sind nicht annähernd so bekannt wie die Weihnachtskrippen, und stellen die letzten Tage Jesu vor der Kreuzigung dar. Vor allem in Salzburg wurden sie sorgsam bis heute erhalten. Die kunstvoll gestalteten Osterkrippen sind bei der Ausstellung im Salzburger Heimatwerk zu besichtigen.
Brunnen dekorieren
Aus Vorarlberg stammt dieses wunderschöne Brauchtum. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellten die Brunnen die zentrale Wasserversorgung dar. Mit dem Schmücken der Brunnen zu Ostern, wurde die hohe Bedeutung des Wassers betont. Auch heute bedankt man sich beim Brunnen dekorieren für die Lebensquelle Wasser. Am Karsamstag wird dem Brunnen eine prächtige Osterkrone aus Zweigen, Ästen und Papierbändern aufgesetzt. Bei diesem Brauch begrüßen die Menschen mit Musik, Speis und Trank gleichzeitig auch den Frühling.
Osterkorb & Osternest
Mit Osterbrot, Schinken, Ostereiern, Kren, Salz und Kräutern ist der Osterkorb reich gefüllt. Nach der traditionellen Segnung der Speisen ist die Osterjause die Belohnung für die lange Fastenzeit. Und weil viele große und kleine Kinder Süßigkeiten mögen, finden sie diese Leckereien auch im Osternest.
Kratz, kratz, ritz, ritz… ich dir ein Herz ins Ei reinschnitz
Für dieses Kunsthandwerk braucht man ein scharfes Messer, eine ganz ruhige Hand und Geduld. Mit Konzentration und viel Feingefühl schabt man dann Muster in die dünne Schale. Ausgeblasene und gefärbte Eier werden fantasievoll mit Blumenornamenten, Namen oder Herzen verziert. Seit mehr als 100 Jahren gibt es diese feine Kratztechnik bereits. Das Eierkratzen ist ein slawischer Osterbrauch der nach dem zweiten Weltkrieg, über Kroatien seinen Weg nach Österreich fand. Die alte Handwerkskunst wird heutzutage nur noch von wenigen Familien in der Gemeinde Stinaz am Leben gehalten. Da es an Nachwuchs mangelt, ist dieses Brauchtum vom Aussterben bedroht. Viel Geduld und Übung sind notwendig, ehe man die aufwändige und filigrane Ritztechnik beherrscht.
Ein Ei – zwei Eier – ein Museum
Etwa 150 Kilometer nördlich von Stinaz ist dem kleinen ovalen Wunder sogar ein Museum gewidmet. Das Eiermuseum im burgenländischen Winden am See war eine Idee des Künstler-Ehepaars Bertoni. Über 4.000 geschnitzte, verzierte, bemalte, gravierte oder einfach natürlich gewachsene Eier sind hier zu bewundern. Neben der Eier-Vielfalt aus aller Welt, fasziniert auch das Gebäude. Das verglaste Erdgeschoss ermöglicht den Besuchern die Exponate sogar von außen betrachten zu können. Die moderne und außergewöhnliche Konstruktion wurde mit dem Architekturpreis des Landes ausgezeichnet. Hier geht es zu den Eiern im Museum →
Eier pecken
Weit verbreitet ist in Österreich auch das Eier pecken. Hartgekochte Eier werden dabei gegeneinander geschlagen. Das Ei dessen Schale am wenigsten beschädigt wird, gewinnt. Dieses einfache Spiel das auch unter dem Begriff Eier-titschen bekannt ist, erfreute sich schon im 19. Jahrhundert großer Beliebtheit.
Eier ausblasen
Weit über die Landesgrenzen bekannt, ist das Eier ausblasen vor Ostern. Die einzige Möglichkeit an die unbeschädigte, ganz gebliebene Eierschale zu kommen. Anschließend wird diese bemalt oder beklebt an den Osterstrauch gehängt. Der Inhalt der Eier wird am besten gleich zu köstlicher Eierspeise oder Kuchen verarbeitet.

Text: Herbert König | Fotos: Karl-Josef Hildenbrand / Eiermuseum / pixabay